"Abenteuer und Liebe"

 

Abstract: Seit die Literatur von Abenteuern erzählt, geht es in der Regel auch um die Liebe. In der Ausgestaltung dieser beiden Sujets bringen Abenteuererzählungen exemplarisch die beiden Aspekte des Erzählens ins Spiel, die Peter Brooks als desire for narrative und narrative of desire unterschieden hat .

Die Ausgestaltungen des Verhältnisses zwischen beiden sind jedoch vielfältig und haben sich historisch ebenso gewandelt wie die Semantiken und die kulturellen, geschlechtlichen und sozialen Codes von Abenteuer und Liebe selbst.

Von der Antike bis in die frühe Neuzeit ist zwar meistens der Abenteuerplot strukturell vom Liebesplot getrennt, dennoch sind sie erzählfunktional verschränkt, indem zum Beispiel das Bestehen der Abenteuer (Prüfungen) zur Vereinigung der Liebenden führt. Während beiden aus narratologischer Sicht das Moment der Kontingenz bzw. des Kontrollverlusts zukommt, bildet sich erst im Kontext neuzeitlicher Semantiken leidenschaftlicher Liebe (z.B. bei Casanova) das Paradigma des „Liebesabenteuers“ heraus, welches die serielle und trans- und aggressive Lust des Abenteuers mit dem Eros verbindet .

Auch in der Moderne bleibt dieses Gemisch aus Abenteuer und Liebe vielfältigen Neugestaltungen unterworfen: von der Ausdifferenzierung zum jeweiligen eigenen Genre, über die Eingliederung als Kernelement in den bürgerlichen Gesellschaftsroman, bis hin zur Funktionalisierung des Liebesabenteuers als Medium der Analyse im Epochenroman der Nachkriegszeit .

Die von der DFG-Forschungsgruppe „Philologie des Abenteuers“ organisierte Ringvorlesung will zentrale Etappen dieser langen Geschichte an ausgewählten Texten und kulturellen Konstellationen rekonstruieren, die von der Antike bis ins 20. Jahrhundert reichen.

Programm:

Wintersemester 23/24, donnerstags 18-20 Uhr c.t., Hörsaal M110 (LMU-Hauptgebäude)

19. Oktober
Bernhard Teuber (München)
Scheintot aus Lust am Abenteuer oder aus wahrer Liebe? - Die Tochter des 'teutschen' Kaisers und der Artus-Ritter aus Konstantinopel im Versroman Cligès von Chrétien de Troyes (ca. 1176)

26. Oktober
Michael Waltenberger (München)
Der beste Ritter und die Frau des Königs (Tristan und Isolde, Lancelot und Ginover)

02. November
Wolfram Ette (München)
Eros und Erzählen. Der Prozess von 1001 Nacht

09. November
Melanie Möller (Berlin)
Auf der Flucht? Erotische Abenteuer in Ovids Metamorphosen

16. November - Achtung: Verschoben auf den 25.01.2024 (s.u.) 
Susanne Gödde (Berlin)
Angstlust: Abenteuer als Vorspiel im antiken Liebesroman

23. November
Andreas Mahler (Berlin)
Liebe und Abenteuer in Shakespeares Romanzen

30. November
Martin von Koppenfels (München)
Dulcinea. Cervantes' Narratologie der leeren Mitte

07. Dezember - entfällt!

14. Dezember
Inka Mülder-Bach (München)
Casanovas Karrieren

21. Dezember
Riccardo Nicolosi (München)
Abenteuer, Liebe und Verbrechen in Dostojewskis Die Brüder Karamazov

- Weihnachtspause -

11. Januar 2024
Barbara Vinken (München)
Carmen: Liebe, der "Todhaß der Geschlechter" (Nietzsche)

18. Januar 2024
Martin Roussel (Köln)
"Lache und spotte meinetwegen über mich, aber komm' und siehe selbst." Karl Mays Camp

 

25. Januar 2024 - Achtung: Programmänderung! 
Anita Traninger (Berlin)
Liebe als Arbeit und Abenteuer als Zumutung in der novela bizantina (novela de peregrinación) des Siglo de Oro

Anita Traningers Vortrag muss aufgrund des Bahnstreiks leider kurzfristig ins Sommersemester 2024 verschoben werden. Der Ersatztermin wird demnächst im Bereich "Aktuelles" bekanntgegeben. 
Am 25.01.24 holt stattdessen Susanne Gödde auf Zoom ihren ursprünglich für den 16.11.23 angekündigten Vortrag nach, und zwar mit dem leicht geänderten Titel: "Liebe und/oder Abenteuer im Liebesroman der Antike". 
Den Zoom-Zugangslink zum Vortrag erhalten Sie auf Anfrage per Email an: Carina.Breidenbach@lrz.uni-muenchen.de

 

01. Februar 2024
Susanne Lüdemann
Fontanes Romanzen

08. Februar 2024
Tobias Döring
The love of beautiful things: Tolkiens Liebesabenteuer

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