Forschergruppe „Philologie des Abenteuers“
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Reisen zwischen Abenteuer und Rasterung

Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, LMU München
Projektleiter: Prof. Dr. Robert Stockhammer

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Zwischen Adventure und Resolution Island

Ausschnitt aus: James Cook/Gulielmus Whitchurch, Chart of the Southern Hemisphere, shewing the Tracks of some of the most distinguished Navigators, London: Strahan 1777.

Das Teilprojekt untersucht die Abenteuerlichkeit von Reise(berichte)n unter Auslotung des Doppelsinns von voyage. Im Englischen oder Französischen kann dieses Wort (strukturell ähnlich wie altfrz. aventure) sowohl einen Ereignistyp als auch ein Erzählschema bedeuten – wobei aus philologischer Perspektive der Akzent auf dem letzteren liegt. Mit und zugleich gegen Ricardous brachialstrukturale(r) Terminologie formuliert: Eine „écriture d’une aventure“ ergibt sich nicht von selbst aus dem Dargestellten allein, so ‚abenteuerlich‘ dies auch erscheinen mag; sie beruht immer auch auf bestimmten Schreibverfahren, also einer „aventure d’une écriture“ (Problèmes du nouveau roman).

Der Ausgangspunkt der Untersuchung ist ausdrücklich die Gegenwart, in der diese Frage gestellt wird, deren Virulenz aber vielleicht bis in die Antike zurückreicht. Für eine präzisere Erkundung wird eine Stichprobe unternommen, die sich zeitlich auf das 18./19. Jahrhundert, räumlich auf den Pazifik, sowie hinsichtlich der Verkehrsmittel (damit nahezu automatisch einhergehend) auf das Schiff beschränkt; die Teilkorpora der Untersuchung umfassen Schiff-Schrift-Kopplungen sehr verschiedenen Typs, die vor, während und im Gefolge von nur zwei Reisen hergestellt wurden: im Rahmen von James Cooks zweiter Weltumseglung (1772-75), die mit den Schiffen Resolution und Adventure unternommen wurde und damit dem Vorhaben seinen Titel verleiht, sowie im Rahmen von Herman Melvilles individuell unternommener Pazifikreise (1841-44).

Der Arbeitsbegriff ‚Schiff-Schrift-Kopplungen‘ umfasst dabei neben Texten im engeren Sinne (Logbücher, Journale, sehr verschiedene Reiseberichte, Romane, ein Epos u.a.) auch kleinere sprachliche Elemente wie Schiffsnamen oder graphische Artefakte wie Karten. Für die Analyse dieser Korpora ist ein Kriterienkatalog für Abenteuerlichkeit als textueller Kategorie auf Mikro- und Makroebenen zu entwickeln; im gegenwärtigen Stadium erscheinen dafür die linguistischen Einheiten von (a) Wort, (b) Syntax, (c) Textpassage, (d) Textsorte sowie (e) Verhältnis zu Intertexten funktional.

Zugeordnete Forschungsprojekte: