Forschergruppe „Philologie des Abenteuers“
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Post/koloniale Reiseabenteuer zwischen pragmatischen und phantastischen Entwürfen

Englische Philologie, LMU München
Projektleiter: Prof. Dr. Tobias Döring
Mitarbeiterinnen: Vid Stevanović, M.A.

treasure-island-mapausschnitt

Robert Louis Stevenson, Treasure Island, London u.a.: Cassel 1885.

Das Teilprojekt untersucht, in welcher Weise populäre Abenteuernarrative aus der viktorianischen Hochphase des British Empire aufgegriffen und unter zum Teil gänzlich anderen historischen wie kulturellen Bedingungen fort- bzw. umgeschrieben worden sind. In der ersten Förderphase sind erste Elemente zu einer anderen Geschichte englischsprachiger Literaturen vom 19. bis 21. Jahrhundert erarbeitet worden, die ein gemeinsames Fundament im Dispositiv des Abenteuers freilegen. Leitgedanke dabei ist, dass viele der englischsprachigen Erzähltexte, die hier zur Untersuchung stehen, die alte Abenteuertradition einer Bearbeitung wie auch Beobachtung unterziehen und somit bereits ihrerseits einer „Philologie des Abenteuers“ zuarbeiten.

In der zweiten Förderphase widmet sich das Teilprojekt anglophonen Reisetexten aus kolonialen sowie postkolonialen Zusammenhängen zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert, die das rhetorische Repertoire klassischer Abenteuernarrative aufgreifen, um es entweder neu zu aktivieren sowie fortzuschreiben oder um darin einzugreifen, d. h. dessen Traditionsbestände kritisch durchzumustern, umzuordnen und umzubesetzen.

In jedem Fall wird mit dem Abenteuer ein altes und in der Moderne oft verworfenes Erbteil neu genutzt, das auch unter gänzlich anderen Bedingungen kulturelle Arbeit leisten kann. Das Abenteuerliche ermöglicht insbesondere Einlassungen mit der Sozialordnung des British Empire, die auf diese Art bedient, bespielt oder befolgt, zugleich aber auch befragt, manipuliert und potenziell in Frage gestellt werden kann, um sich dauernder Verfügbarkeit ihrer Pragmatik zu entziehen oder gar aktiv zu widersetzen.

Vor diesem Hintergrund richtet sich das Interesse auf zwei Felder, deren Raum- und Reisebewegungen imperialen Ordnungs- und Gewaltvorgaben gegenläufig folgen: erstens auf die Weltentwürfe in Texten von T.E. Lawrence und J.R.R. Tolkien, beide dem mediävistischen Milieu Oxforder Gelehrsamkeit entstammend und beide kolonialen Heldenmustern zuarbeitend (Fokusbereich I), sowie zweitens auf die Creole Adventures (Fokusbereich II), mit denen postkoloniale Autor*innen speziell aus der Karibik seit dem 18. Jahrhundert Selbstentwürfe einer neuen Autorposition erkunden und erlangen.

Zugeordnete Schwerpunkte: 

Link zum Vorgängerprojekt