Forschergruppe „Philologie des Abenteuers“
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Opfer und Maskerade: Der antike Abenteuerroman als Gattungshybrid

Religionswissenschaft, FU Berlin
Projektleiterin: Prof. Dr. Susanne Gödde

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Tragische und komische Maske, Relief, 2. Jh. n. Chr., Kapitolinisches Museum, Rom

In der ersten Förderphase hat sich das Teilprojekt auf eine phänomenologische, narratologische sowie diskursanalytische Erfassung der Ereignis- und Erzählkategorie ‚Abenteuer‘ im antiken griechischen Roman konzentriert. Dabei stand das Abenteuer als Plotelement, seine (religiös konnotierte) agency sowie das intrikate Ineinandergreifen von Providenz und Kontingenz im Zentrum der Untersuchung. Ein zweiter Fokus galt, in Auseinandersetzung mit Bachtins ‚Abenteuerzeit‘, insbesondere der narratologischen Dimension des Aufschubs sowie der Semiotik und Semantik der Körper, die als unverletzte, unberührte oder eben doch durch das Abenteuer gezeichnete in den Blick traten. Dabei fiel immer wieder auf, dass die äußerst selbstreflexiven Texte das neue prosaische Erzählschema in einem hohen Maße aus literaturgeschichtlich älteren Topoi und Handlungsmustern generieren. Was für den antiken Roman bereits häufig konstatiert wurde, dass er Gattungen und Stilelemente mischt, das soll nun für das Erzählschema ‚Abenteuer‘ im engeren Sinne untersucht werden. Das Abenteuer soll in der zweiten Förderphase nicht mehr vorrangig als existentielles Krisen- und Prüfungsszenario betrachtet werden, sondern es soll sein spielerischer, subversiver und metapoetischer Darstellungsmodus herausgearbeitet werden, der sich nicht zuletzt aus der Intertextualität und Selbstreferentialität der Romane speist. Dieser Zugang wird ein besonderes Augenmerk auf tragische und komische Handlungsmuster legen (etwa auf das Opfer, den Tod, die Maskerade oder die Intrige), aber auch auf die potentielle Umcodierung von Tragik und Komik im Roman. Die hiermit vorgenommene Akzentverschiebung legt es nahe, die griechischen Romane auch vor der Folie der und im Vergleich mit den zum Teil zeitgleich entstandenen lateinischen Romanen (Apuleius, Petron) zu lesen. Der Neueinsatz des Projektes, der an die Ergebnisse der ersten Förderphase anknüpft, gilt zudem Überlegungen zu einer Theorie des Komischen in der Antike, in der das Erzählschema Abenteuer eine zentrale Rolle spielt.

Zugeordnete Schwerpunkte: 

Link zum Vorgängerprojekt