Forschergruppe „Philologie des Abenteuers“
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Dialektiken des Abenteuers in der Frühen Neuzeit: Ariosto und Cervantes (II)

Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, LMU München
Projektleiter: Prof. Dr. Martin von Koppenfels
Mitarbeiter: Dr. phil. Manuel Mühlbacher

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Illustration von Gustave Doré zu Cervantes’ Don Quijote, 1863.

Das Teilprojekt zielt auf eine parallele Lektüre von Ariostos Orlando furioso (1516/32) und Cervantes’ Don Quijote (1605/15) und widmet sich damit zwei Texten, die wichtige Bindeglieder zwischen mittelalterlicher aventure und modernem Roman bilden. Beide Autoren, so die These des Projekts, spalten das Abenteuer-Schema in mehrere, einander widerstreitende Varianten des Abenteuerlichen auf. Dieses Verfahren lässt sich als ein Prozess der Polarisierung beschreiben, der bestimmte Aspekte des Abenteuers ins Extrem treibt und gegeneinander ausspielt. Das Abenteuer wird dadurch einer narrativ realisierten Analyse unterzogen und zum Ausgangspunkt reflexiver Erzählverfahren. Als Konkretisierung der bisherigen Fragestellungen untersucht das Teilprojekt in der zweiten Förderphase insbesondere das spannungsvolle Verhältnis von Abenteuer und Gewalt. Dies umfasst sowohl spezifisch abenteuerliche Gewaltdarstellungen als auch Darstellungen, die bereits Züge traumatischer Verarbeitung zeigen und damit den Rahmen des Abenteuerlichen sprengen, diesen dadurch aber auch von außen her bestimmen. Die Polarisierung des Abenteuers führt Ariosto und Cervantes zugleich an dessen Grenzen, also an den Punkt, wo das Abenteuer in andere Erzählmuster und Gattungsschemata übergeht oder auf realgeschichtliche Erfahrungen trifft, die jenseits abenteuerlicher Erzählbarkeit liegen.

Das Projekt entfaltet diese Fragestellung in zwei Fokusbereichen: Der eine (bearbeitet von Martin von Koppenfels) gilt dem Verhältnis von ‚Binnenerzählung‘ und ‚Binnenmeer‘ bei Cervantes. Als perspektivierender Hintergrund dient dabei ein Korpus faktualer Berichte und autobiographischer Zeugnisse aus dem Kontext des mediterranen Seekriegs um 1600, das in das intertextuelle Gefüge des Quijote eingegangen ist und dort mit unterschiedlichen Traditionen des abenteuerlichen Erzählens interferiert. Der zweite Fokusbereich (bearbeitet von Manuel Mühlbacher) ist dem Verhältnis von Abenteuer und Verwundung im Orlando furioso und im Don Quijote gewidmet. Hier soll eine Erzähltheorie der Abenteuer-Wunde entstehen, die nachzeichnet, wie Ariosto und Cervantes die merkwürdige ‚Spurlosigkeit‘ abenteuerlicher Gewalt parodistisch aufgreifen, sie aber auch an und über ihre Grenzen hinaustreiben.

Zugeordnete Schwerpunkte:

Link zum Vorgängerprojekt