Forschergruppe „Philologie des Abenteuers“
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Dem Abenteuer entgegen: Transformationen des Abenteuers in Romanen, Novellen und Dramen der klassischen Moderne (II)

Neuere deutsche Literatur, LMU München
Projektleiterin: Prof. Dr. Inka Mülder-Bach
Mitarbeiter: Dr. Oliver Grill

Cézanne

Cézanne, Château Noir, 1900–1904. Washington (D.C.), National Gallery of Art.

Das leitende Interesse des Teilprojekts gilt der Frage, welche Bedeutung dem Erzähl- und Erlebnisschema des Abenteuers in modernen deutschsprachigen Romanen zukommt, die entweder zu Paradigmen des Bildungsromans geworden sind oder in intensiver Auseinandersetzung mit dieser Gattungstradition entstanden. Während das Narrativ der Bildung im Allgemeinen als Kritik des Abenteuers gilt, geht dieses Vorhaben von der Beobachtung aus, dass das Verhältnis ein ambivalentes ist und gleichermaßen von Anziehung wie von Abstoßung zeugt. Den ersten historischen Schwerpunkt bildeten Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre und Kellers Der grüne Heinrich; an ausgewählten Erzählungen beider Autoren wurde ergänzend das Verhältnis von Abenteuer und Novelle untersucht. In seinem zweiten historischen Schwerpunkt widmet sich das Projekt Thomas Manns Der Zauberberg und Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften. Während Goethe und Keller sich mit Erzählmustern des Abenteuers auseinandersetzen, geht es Musil und Mann angesichts des Ersten Weltkriegs um eine Analyse des Abenteuers als Erlebniskategorie und Inbegriff anti-bürgerlicher Lebensformen. Sie suchen Zugang zu jener Lust am Abenteuer, die sich in der Euphorie des sogenannten Augusterlebnisses 1914 Bahn brach. Dabei stellt der Bildungsroman aus ihrer Sicht keinen Gegenentwurf zum Abenteuer dar; er ist für sie vielmehr gerade insofern anschlussfähig, als er in Kontinuität zum Abenteuer steht. Darüber hinaus wird das Projekt den Abenteu(r)erdiskurs des Fin de Siècle und der Vorkriegszeit am Beispiel von Dramen und Novellen Hofmannsthals und Schnitzlers rekonstruieren, die mit Casanova den paradigmatischen erotischen Abenteurer ins Zentrum stellen und eine Kontrastfolie bilden, vor der die Zäsur kenntlich wird, die der Erste Weltkrieg auch im Hinblick auf das Abenteuer markiert.

Zugeordnete Schwerpunkte: 

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