Forschergruppe „Philologie des Abenteuers“
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Transzendenz als Steigerungsform und Spannungspol des Abenteuerlichen: Gralsnarrative, Anderweltszenarien und Orienträume in mittelalterlichen Erzähltexten

Germanistische Mediävistik, LMU München
Projektleiter: Prof. Dr. Michael Waltenberger
Mitarbeiter: Dr. Philip Reich

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Chrétien de Troyes, Gaucher de Dourdan, Mennessier et Gerbert de Montreuil,

Roman de Perceval le Gallois et continuations. Paris, BnF Français 12577, fol. 18v.

Gegen pauschale Annahmen einer konstitutiven, geradlinig in die säkulare Moderne vorausweisenden Immanenz-Orientierung der mittelalterlichen ritterlichen Aventiure will das Teilprojekt differenzierter die – literaturgeschichtlich mindestens ebenso nachhaltig wirksamen – Transzendenz-Bezüge dieser Erzählform beschreiben. Dabei soll exemplarisch an drei Textgruppen geprüft werden, inwiefern der genuin abenteuerliche Drang zu Steigerung und Überschreitung spezifische Figurationen von Transzendenz hervorruft und inwiefern diese wiederum abenteuerliches Erzählen antreiben.

Im Zentrum stehen dabei die Gralsromane Chretiens und Wolframs, der Lancelot en prose und seine deutsche Übertragung sowie – in Umrissen – deren wichtigste mittelalterliche Bearbeitungen und zyklischen Fortschreibungen: Indem der Gral sich dem Zugriff ebenso wie dem Begreifen entzieht, kann die Paradoxie des notwendigen Eintritts der Transzendenz in die Immanenz sichtbar werden.

Flankierend untersuchen wir Wirnts von Grafenberg Wigalois-Roman und Heinrichs von dem Türlin Diu Crone als konträr gelagerte Beispiele anderweltlich inszenierter Transzendenz im deutschen Artusroman des 13. Jahrhunderts sowie die Varianten der Erzählung von Herzog Ernst und Konrad Flecks Florisroman – Texte, in denen mit dem narrativen Eindringen in den unvertraut-anderen Orientraum auf je unterschiedliche Weise der Horizont einer integralen transzendenten Ordnung aufgeschoben wird.

Die in der Analyse der mittelalterlichen Texte mitlaufende konzeptuelle Reflexion soll es darüber hinaus ermöglichen, unsere Frage nach charakteristischen Strukturen des Transzendierens in abenteuerlichem Erzählen auch auf moderne und gegenwärtige Spielarten des Abenteuers – insbesondere auf einschlägige Phantasmen des Science-Fiction-Films – zu übertragen.

Das Projekt knüpft an das Teilprojekt 2a von Bernhard Teuber zum Abenteuer-Schema in altfranzösischen und altoccitanischen Erzähltexten an und kann so relevante Fragestellungen aus der ersten Förderphase produktiv weiterführen.

Zugeordnete Schwerpunkte: