Forschergruppe „Philologie des Abenteuers“
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Triebkräfte des Erzählens

Das Abenteuer ist ein tagtraum-affines Erzählschema, eine Art Matrix für Phantasieprozesse. Die Analyse des Abenteuerlichen erfordert deshalb ein Nachdenken über die in fiktionaler Literatur wirksamen Triebkräfte, eine Reflexion über die nicht zuletzt sexuellen Wunschenergien, die die Abenteuererzählung in Gang halten und die Dynamik ihrer Rezeption antreiben. Diese Wunschenergien manifestieren sich in Phänomenen wie der Spannung und der Identifizierung – beide sind Basismechanismen der Rezeption von Abenteuererzählungen und damit Inbegriff jenes Literaturgebrauchs, zu dem avanciertere moderne Texte auf Distanz gehen. Das Abenteuer partizipiert jedoch auch an älteren Faszinationskräften, beispielsweise an Techniken der narrativen Verflechtung.

Wie sind die Wunschenergien des Erzählens mit konkreten literarischen Formprinzipien vermittelt? Und wie werden die Triebkräfte des Erzählens sozial realisiert und differenziert? Eine der zentralen Fragen in diesem Zusammenhang ist die nach dem Geschlecht des Abenteuers. Die gängige Vorstellung von Abenteuerliteratur geht von überwiegend männlichen Protagonisten und männlicher Leserschaft aus. Dieser gender bias des Abenteuers ist nicht zu trennen von seinem age bias, also von seiner festen Verbindung zur Welt adoleszenten Lesens. Diese eindeutige Codierung des Abenteuers als initiatorische Passage für junge männliche Leser gilt es als Besonderheit der (westlichen) Moderne zu beschreiben und zu relativieren.

Zugeordnete Forschungsprojekte: